Kluge, konsequente Klima-Kleingärtner 

Ein Interview mit Harri, dem Vorsitzenden des Dortmunder-Gartenvereins Friedlicher Nachbar.

Achtung: Harri ist Urdortmunder und ein echtes Ruhrpott-Original. Eine deftige und auch mal schlüpfrige Ausdrucksweise gehört da zum guten Ton.

MALOCHE WIRD HIER GROßGESCHRIEBEN! Der Mann ist n‘ echter Garten-Wemser und weiß, wovon er spricht. Also, wenn du was über Selbstversorgung und regenerative Landwirtschaft lernen möchtest, fang besser an zu lesen, sonst krisse noch die Kette am schmecken!

Das Interview über regenerative Landwirtschaft und Selbstversorger

Harri, schön, dass du dir Zeit genommen hast. Kurz zu deiner Person: Du bist Gärtner mit Leib und Seele und im Vorstand eines Kleingarten-Vereins. Woher kommt deine Begeisterung für Gartenarbeit, Landwirtschaft und wie lange beschäftigst du dich schon mit den Zusammenhängen von Natur, Gesundheit und Umwelt?

Harri:

Vor fast 45 Jahren bekam ich ein Buch geschenkt, es war ein kleines Buch von Marie Luise Kreuter.
Darin stand, dass man problemlos und ohne jeden Chemie-Einsatz gesundes Essen erzeugen kann.
Ich weiss nicht, wieso, aber diese Behauptung hat mich sofort fasziniert und ich habe spontan beschlossen, das nachzuprüfen. Das habe ich getan und es hat sich als vollkommen richtig erwiesen. Und daher bin ich heute, fast ein halbes Jahrhundert später immer noch fanatischer Gärtner und Selbstversorger.

Du hast dich also über Jahrzehnte mit Landwirtschaft, Pflanzen und Natur beschäftigt. Würdest du dich jetzt als ACKERdemiker bezeichnen?

Harri:

Die Frage ist ja wohl ne BODENlose Frechheit, schaff Du dir erst mal n Stück Land an.

Okay, der Mann kann kontern, Chapeau Harri, Punkt für dich!

Ich versuche das geistige Niveau meiner Fragen etwas anzuheben. So viel vorweg, es wird mir nicht immer gelingen.

Das Thema regenerative Landwirtschaft bzw. regenerativer Ackerbau ist aktueller denn je. Häufig wird diese Art des Ackerbaus auf große Konzerne, bzw. die Agrarindustrie bezogen. Kannst du mir und den interessierten Lesern zunächst einmal erklären, was genau regenerativer Ackerbau ist und ob es sich deiner Meinung nach auf den Kleingärtner übertragen lässt?

Harri:

In der regenerativen Landwirtschaft wird versucht, den Humusgehalt des Bodens zu erhöhen. Damit wird der Atmosphäre CO2 entzogen und als Kohlenstoff im Boden fixiert. Natürlich lässt es sich auf den Kleingärtner übertragen, ich bin doch das beste Beispiel!

Ein Spielchen?

Lass uns ein kleines Spiel machen. Ich schmeiße einige Thesen in den Raum und du sagst mir, was du davon hältst.

Harri:

Ich bin gespannt wie’n Schlüppergummi von Meatloaf seine Omma, leg los!

8 Thesen zu regenerativer Landwirtschaft

These 1: Regenerative Landwirtschaft ist prima, nicht nur für dich, nein auch fürs Klima!

Harri:

Stimmt, der Atmosphäre wird Kohlendioxyd entzogen. Das hilft den Klimawandel und die Erderwärmung zu minimieren.

These 2: Regenerative Landwirtschaft braucht Zeit und Kraft!

Harri:

Stimmt auch, man arbeitet ja nicht so viel mit Maschinen, welche ja Energie verbrauchen würden. Es macht aber so viel mehr Spaß und wirkliche Arbeit ist es für mich auch nicht. Du weißt ja wofür du es machst.

These 3: Willst du nährstoffreichen Boden, nutze diese Top-Methoden! (Bitte vervollständigen)

Harri:

Das Thema ist so weitläufig, dass ich hier nur ein paar Stichwörter ins Rennen schmeißen kann:
Humusaufbau, Kompostwirtschaft, minimale Bodenbearbeitung, Schutz des Bodens durch ständige Bodenbedeckung und Gründüngung.

These 4: Regenerative Landwirtschaft macht den Garten sagenhaft!

Harri:

Richtig, denn die Produkte deines Gartens sind sagenhaft lecker, sagenhaft gesund und sagenhaft preiswert.
Und wenne nach getaner Arbeit im Gatten dein wohlverdientes Pilsbier trinkst, hasse manchmal n sagenhaften Schädel.

Ein wichtiger Teil der regenerativen Landwirtschaft - Kompost anlegen

These 5: Essensabfälle täglich kompostieren!

Harri:

Nicht täglich, aber sämtliche Küchenabfälle werden über den Kompost wiederverwertet.
Quasi Dünger für noppes, wennsse mich verstehst!

These 6: Die Qualität: Das Essen schmeckt echt fabelhaft, nutzt du regenerative Landwirtschaft!

Harri:

Das weiß jeder, der es ausprobiert hat. Vorausgesetzt, er hat sich nicht durch ständiges Fastfood seine Geschmacksnerven komplett uriniert, äh ruiniert.

These 7: Jeder kann etwas bewirken. Egal ob Freiburg, Melbourne oder Lima, regenerative Landwirtschaft hilft unserem Klima!

Harri:

Wenn jeder einen kleinen Teil täte und die Landwirtschaft auf regenerativ/bio umgestellt würde, wäre der Klimawandel in ein paar Jahren Geschichte.

These 8: Auf dem Acker schleift der Hoden, das bringt dir prima Mutterboden.
Hoppla, die Frage gehört zu der Garten-Swinger-Umfrage 😲, es ist okay, wenn du hier nicht antwortest.

Harri:

So falsch ist das gar nicht. Es gab Kulturen, da wurde beim Säen auf dem Acker gepimpert, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhöhen.

Die Frage: „Regenerative Landwirtschaft – wichtig, oder nichtig“, kann ich mir nach deinen Ausführungen sparen. Auf keinen Fall nichtig, im Gegenteil notwendig und essentiell wichtig!

11 Thesen zu: Kleingartenfeeling & Selbstversorger-Garten

Harri, auch hier bitte ich dich um deine Meinung.

These 1: Das ist kein Unkraut, sondern Spontanvegetation.

Harri:

Unkraut gibt es nicht, das haben die Menschen sich ausgedacht. Heute sagt man:
Wildwachsende einheimische Beikräuter und natürlich Beikräuterinnen, wegen der Genderei!

These 2: Wer nicht sät, kann nicht ernten! So einfach ist das.

Harri:

Stimmt, einiges bringt der Garten von alleine hervor, aber langfristig satt werden kann man davon nicht.

These 3: Rohkost ist ne gute Wahl, jedoch ausschließlich saisonal!

Harri:

Ausschließlich saisonal ist vielleicht etwas hochgegriffen. Aber 9 bis 10 Monate im Jahr machts einem der Garten schon mit Rohkost.

Aus der Erde in den Mund, das ist schlau und ist gesund!

These 4: Aus dem Beet in den Bauch!

Harri:

Aber voll richtig! Darum hab ich auch in mein Gatten in einer Ecke n Kasten Bier in n Erdloch eingegraben.

These 5: Nutzt du im Garten deine Beete, sparst du im Supermarkt viel Knete!

Harri:

Auch das ist richtig, obwohl ein Garten ja auch Kosten verursacht. Zum Beispiel kostet Saatgut, welches man selber weitervermehren kann, schon ein paar Euronen pro Tüte. Dazu kommen ordentliches Pflanzgut, gute Pflanzerde, ordentliche Gartengeräte und einiges mehr.

These 6: Hast du Krankheit und Beschwerden, musst du Selbstversorger werden.

Harri:

Das ist natürlich ganz zentral. Heute wird unsere Nahrung in wärmeren Gegenden im Treibhaus angebaut.
Ohne Erde und in einer Nährflüssigkeit. Das Treibhausglas oder Plastik hält einen Teil des Sonnenspektrums ab und die langen Transportwege tun ihr Übriges, so dass von einem gesunden Lebensmittel absolut nicht mehr gesprochen werden kann.

These 7: Magst du leckere Tomaten, hol sie aus deinem eigenen Garten.

Harri:

Das wird jeder bestätigen, der es mal gekostet hat. Gerade hier ist der Unterschied sehr, sehr deutlich zu schmecken.

These 8: Der Selbstversorger-Garten ist die Apotheke des kleinen Mannes.

Harri:

Wer n Gatten hat, braucht keine Apotheke mehr, nur ne Theke für n Quätschchen mittem Nachbarn übern Zaun.

These 9: An der Kassenschlange warten? Nicht mit Selbstversorger-Garten!

Harri:

Warten? Höchstens im Getränkemarkt.

Das beste Obst, man glaubt es kaum, hängt am eignen Apfelbaum!

These 10: Selbstversorger-Äpfel sind eine Klasse für sich!

Harri:

Völlig korrekt! Die Äppel schmecken in jeder Form, so, als Apfelmus, Apfelkuchen oder als Obstler.

These 11: Wieso in den Urlaub fahren? Ich habe doch einen Garten!

Harri:

Hömma, hasse recht. Wenn ich in Urlaub fahre, dann hör ich meinen Garten nach 3 Tagen bis nach Kärnten hinter mir herrufen. Ich hab dann schon mal Zahnschmerzen gekriegt und bin nach Hause zum Zahnarzt gefahren.

These 12: Wer Hopfen sät, wird Bier ernten!

Harri:

Ja, aber Gerste braucht man dann auch noch. Und zum Anbau von Getreide ist mein Garten einfach zu klein.

Abschlussthese: Regenerative Landwirtschaft im Selbstversorger-Garten. Die perfekte Verbindung für Gesundheit, Globales-Klima & Geldbeutel!

Harri:

Passt, und da kommen ja dann auch noch die sozialen Kontakte dazu, ist auch ganz wichtig.

Das war’s auch schon Harri. Ich danke dir für deine Zeit und deine ehrlichen, informativen Antworten.

Harri:

Da nich für!

Hier noch ein paar Sprüche, die Harri unbeantwortet lies, bzw. bei denen die Antwort erst nach 22 Uhr hätte gezeigt werden dürfen.

  • Saugen, blasen oder mit der Hand? Wie beseitigt der Gärtner das Laub am besten?

 

  • Sie müssen mal nackt durch den Garten rennen Frau Nachbarin, dann werden die Tomaten rot. Das habe ich versucht, jetzt sind die Gurken 40 cm lang!

 

  • Pflanzen geht es angeblich gut, wenn man mit Ihnen spricht. Dann gehe ich jetzt das Unkraut beleidigen!

 

  • Männer haben den kleinsten Garten der Welt. Eine Karotte, zwei kleine Kartoffeln, manchmal etwas Petersilie und sie freuen sich jedes Mal, wenn eine Schnecke vorbeikommt.

 

  • Hat die Blume einen Knick, war die Hummel wohl zu dick!

 

  • Die Kraft der Natur: Ein Löwenzahn schafft es durch die Betondecke, während ich morgens mit dem Kopf im Pulli stecken bleibe!

 

  • Ich bin kein Gärtner, sondern Naturkosmetiker!

 

  • Gemeinsamkeit von Gärtnern und Chirurgen? Wenn sie es verpfuschen, kommt Erde drüber.
  • Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn du dran ziehst.

 

  • Ich habe Samen gekauft, die können sich wirklich säen lassen!

 

  • Sind Sie Gärtner? Nein, ich bin Serienkiller und vergrabe meine Leichen hier im Blumenbeet. (doofe Frage – doofe Antwort)

 

  • Manchen Leuten wünsche ich einen guten Gärtner. Denen fehlen so viele Latten am Zaun, dass nur noch eine Hecke gepflanzt werden kann.

 

  • Mein Name ist Umberto, ich bin gekommen, um in ihren Garten zu kacken! „UM WAS?!“ Umberto.
  • Was ist gelb, fett und fliegt über die Wiese? Die Biene Majo!

 

  • Sie können doch in ihrem Garten nicht ihre Angehörigen bestatten! „Das ist kein Angehöriger!“

 

  • Klopft dein Nachbar im Garten den Teppich aus, ruf mal rüber: „Was ist los Aladin, springt er nicht an?

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